23 September 2012

HOLLYWOOD at home - Original Memorabilia und Autogramme als Dekoration

Posted in Brandes Autograph News, Community

Die Terminatrix und der Trimmdichpfad - von Cai Brockmann (heimkinomarkt.de)

Gut ausgebaute Straßen schnüren in entspanntem Rhythmus über sanfte Wiesenhügel hinweg, durch malerisch breite Täler hindurch, an saftigen Mischwäldern vorbei, pfeilen manchmal auch hindurch. Ein Flüsschen hier, die goldgelbe Abendsonne dort – friedliches, idyllisches Niederbayern. Und Herr K., unser heutiger Gastgeber, wohnt mittendrin, direkt im Erholungsgebiet. Gleich nebenan lockt ein Wäldchen mit Trimmdichpfad. In der Nachbarschaft integrieren einige Villen den Schwung der Anhöhe, andere verbergen sich hinter mannshohen Mauern. Zum Beispiel die Villa von Familie K.
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Majestätisch öffnet sich das schwere Zweiflügel-Tor, gibt die Zufahrt frei zu Säulenparcour, Portal und Dreifachgarage. Mittlerweile hat sich das Tageslicht verabschiedet, so kommt die Lichtszenerie des mediterran angehauchten Innenhofes gut zur Geltung. Der junge Herr K. – in T-Shirt, Jeans und Sneakers – öffnet die Tür und führt durchs Entrée in einen Zentralraum, ein opulentes, vieleckiges Wohnzimmer mit beachtlichem Raumvolumen. Überall elfenbeinweißes Mobiliar, Gold und Glas, blitzblanke Flächen, Skulpturen, arrangierte Dekorationen. Eine Perserkatze quert lautlos einen großen Perserteppich. Der Eindruck, sich nicht in einem Wohnhaus zu befinden, sondern mitten im Set eines großzügig budgetierten Ausstattungsfilms, wird durch eine breite, revueartige Freitreppe noch zementiert. Im Obergeschoss setzt sich die mondäne Innenarchitektur auf der Galerie und in den Verzweigungen zu anderen Gebäudeflügeln nahtlos fort. Dann öffnet Herr K. eine ganz und gar harmlos wirkende Tür …

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Rosamunde vs. Freddy
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In einer einzigen Sekunde, mit einem einzigen Schritt ist die Welt eine völlig andere: goodbye, Literaturverfilmung – hello, Lords der Unterwelt! Sofort haben sich die Augen an die vollkommen veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt. Statt Blassweiß und Glanzgold dominieren Wandflächen in Anthrazit, einige davon mit coolen Klinkerplatten verblendet, ein feiner Kontrast zum hellen Holzboden. Downlights ringsherum setzen die lebhafte Klinkerstruktur eindrucksvoll in Szene. Doch nicht nur diese: Vor allem die cineastischen Schätze von Herrn K. werden bestens illuminiert. Das Heimkino-Equipment spielt hierbei erst einmal eine Art Statistenrolle, fällt erst beim dritten oder vierten Blick ins Auge.

Denn der listig verwinkelte, beinahe zweigeteilte Raum präsentiert sich in erster Linie als moderne Sammlung, als beeindruckend inszenierte, fast schon museale Ausstellung für Kinokenner; da müssen Projektor und Leinwand ein klein wenig hintanstehen. Requisiten und Devotionalien beherrschen den Raum, stehen tadellos drapiert im Rampenlicht oder locken in maßgeschneiderten Leuchtvitrinen in der Wand – eine Raumgestaltung, die jedem Besucher Respekt abringt. Rosamunde-Pilcher-Kleidchen sind hier allerdings keine zu entdecken. Dieses Refugium ist fest in den heißkalten Händen dunkler Schattenweltgestalten, etwa Freddy Krueger und Jason Voorhees, zwei der fiesesten Schlitzer des Gruselschockergenres. Denn, jawohl, der freundliche, offenherzige Herr K. ist Spezialist für Horror-Streifen. 

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Dabei hat es vergleichsweise moderat angefangen mit der Begeisterung für den Film – oder besser: für alles, was hinter den Masken, Figuren, Ticks und Tricks steckt. Als persönliche Initialzündung benennt Herr K. den ersten „Terminator“-Streifen, in dem ein gewisser Arnold Schwarzenegger als wortkarge Vollstreckermaschine aus der Zukunft brilliert. Seitdem hat es ihn gepackt, hat er sich – neben einer grundsoliden Ausbildung zum Versicherungskaufmann – mit stetig wachsender Begeisterung in eine ganz spezielle Sammlerszene gestürzt. Herr K. gehört längst zu etwa 200 bis 300 Leuten weltweit, die eine „Sammler-Community“ bilden, in der man sich nicht nur untereinander kennt, sondern auch einen durchaus freundschaftlichen Umgangston pflegt, sich gegenseitig hilft und weiterempfiehlt. Das zahlt sich mittlerweile mehr und mehr aus: Derzeit ist Herr K. dabei, seine ohnehin arbeits- und zeitaufwändige Horror-Passion in einen Vollzeitjob münden zu lassen. Die Erfolge auf (semi-)privater Ebene sind einfach zu ermutigend, um die Begeisterung nicht auch professionell zu nutzen.

Leder, Licht und Latexmasken
Die Ergebnisse aus persönlichem Engagement und Sammlernetzwerk können sich nicht nur grundsätzlich sehen lassen – Herr K. zeigt sie auch formvollendet her. Direkt gegenüber der harmlosen Eingangstür heischt ein scharfes Lederkostüm um Aufmerksamkeit. Es ist ziemlich dunkelrot und ziemlich sexy: Die Terminatrix (aus „Terminator 3: Rebellion der Maschinen“) empfängt ihre Besucher in Lebensgröße. Nun ja, fast lebensgroß. Die maßgeschneiderte Lederhaut umhüllt einen durchsichtigen Torso, steht also ohne Kopf da. Nein, wägt Herr K. ab, übliche Schaufensterpuppen kämen für seine speziellen Zwecke nicht in Frage; das habe er natürlich längst ausprobiert und schnell abgehakt. Ein menschliches Gesicht, und sei es noch so
dezent, lenke nur vom eigentlichen Objekt ab.

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Und das ist nun mal die gepflegte Requisite, im konkreten Fall das extravagante lederne Kostüm. Ein Originalkostüm, wohlgemerkt! In exakt diesem Dress verkörperte Kristanna Loken den weiblichen Terminator T-X und gab dem künftigen Gouvernator mächtig Zunder. Von den originalen Lederkostümen gibt es etwa acht Stück, darunter auch eines für das Stuntdouble – eine etwas weiter geschnittene Spezialanfertigung für besonders bewegungsintensive Ääkschn-Szenen und im Film nicht vom ausgestellten Ensemble zu unterscheiden. Die Stuntpelle bietet ihrer Trägerin aber das entscheidende Mehr an Bewegungsspielraum, schließlich müssen die Nähte halten, muss die Terminatrix genug Luft bekommen, und auch die scharfen Pfennigabsätze der Stöckelstiefel dürfen im Kampfgetümmel nicht einknicken. Aus diesem Grund fertigte man extra Stunt-Stiefeletten mit verstärkten, aber zweifarbigen Spezialabsätzen
an. 

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Auch dieses Detail ist im Film praktisch nicht zu sehen – sehr wohl aber in Herrn K.s Privatsammlung. Hier vor Ort komplettiert das Stunt-Schuhwerk die Lederhaut von Kristanna Loken. Dieser Mix aus Show- und Action-Utensilien gehe auch in Kennerkreisen in Ordnung, so Herr K., solange man nicht drumherum redet. Das Wichtigste sei vielmehr, dass es sich bei solchen Stücken um echte, authentische Exponate mit möglichst viel „screen time“ handelt. Speziell in diesem Punkt – der nachweisbaren Zeit im Film – unterscheiden sich die Ansprüche der Fans und Beschaffer bisweilen ganz erheblich, was nicht zuletzt auch mit dem Zustand einer Filmrequisite zusammenhängt. Herr K. akzeptiert selbstredend nur „echte“ Originale.

Und die wiederum sind keineswegs immer hundertprozentig perfekt. Ein handfestes Beispiel steht der Terminatrix gegenüber: das Original-Outfit von Wesley Snipes, getragen in „Blade II“, aus handschuhweichem Schwarzleder, mit mattsilbernen Schnallen und durchwegs beeindruckender Verarbeitung – nur mit einem winzigen Schönheitsfehler an einem Revers. Dort zeichnet sich eine dünne Schaumstoffeinlage in einer bestimmten Position, bei einem bestimmtem Lichtwinkel, durchs Leder ab.

Was „normale“ Fans womöglich als leichte Schlampigkeit monieren würden, bringt wahre Kenner wir Herrn K. erst richtig auf Touren, kann er dank solch markanter Unregelmäßigkeiten doch zweifelsfrei „seine“ Requisite als echt bestimmen. In der gleichen Kategorie rangiert zum Beispiel auch die Originalmaske des schon erwähnten Jason, die schräg gegenüber vom „Blade-II“-Kostüm an der Wand hängt. Anhand kleiner markanter Unregelmäßigkeiten bei Form, Farbe und „Filmfleischresten“ kann Herr K. die robuste Maske zweifelsfrei als diejenige identifizieren, die auch im Film verwendet wurde.

Kristanna hinter Glas
Zur genauen Bestimmung der Requisite sind Fachbücher und Ausstellungskataloge hilfreich, aber auch möglichst scharfe DVD-Bilder auf der Leinwand. Um derlei Details im Film aber wirklich eindeutig erkennen und verifizieren zu können, bedarf es einer veritablen Heimkino-Ausstattung, Stichworte: „Einzelbildschaltung“ und „Auflösungsvermögen“. Also sitzt Herr K. keineswegs nur genüsslich im ledernen Fauteuil und verbringt mit engen Freunden einen gruselig-entspannten Horrorabend, nein, er nutzt Player, Projektor und Leinwand ebenso häufig zur erbarmungslosen, quasi rasiermesserscharfen Recherche.

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Das projizierte Bild auf der Leinwand ist jedenfalls außergewöhnlich detailgenau. Und es ist keineswegs so, dass die Soundanlage dagegen verblasst. Hier sorgt ein großes DVD-System von Bose für handfestes Kinofeeling, ein Lifestyle 48. Dank automatischem Einmessprogramm sorgt es für eine feine Balance zwischen optischer Miniatur und klangstarkem Rundum-Erlebnis. Die ausgefuchste Digitaltechnik namens AdaptiQ hat sich auf die durchaus anspruchsvolle Raumakustik von Herrn K. eingestellt und serviert ein raumfüllendes, bei Bedarf auch physisch ergreifendes Soundspektakel. Und selbst wenn es einmal nur Musik sein soll, trumpft der integrierte Musikspeicher – schlau mit dem Internet verzahnt – auch ohne Bild auf.


Das Bose-System erkennt nämlich Stimmungen und musikalische Vorlieben des Benutzers und schlägt auf Knopfdruck passende Folgetitel aus dem eingespeicherten Fundus vor; übrigens verblüffend treffsicher. Dabei klingen die winzigen Lautsprecher-Würfel – mit Subwoofer-Unterstützung – dann derart „groß“, dass die 16:9-Leinwand mit der 210 Zentimeter Bilddiagonale schon fast ein wenig zu moderat dimensioniert wirkt. Nun, kommt Zeit, kommt sicher auch Bildzuwachs. Gleichwohl wird sich in den nächsten Monaten weiterhin fast alles um exklusive Exponate drehen; diverse Conventions in den USA (aber auch in England) sind schon fest geplant, wichtige Connections zu den Gewährsleuten in den Costume Departments oder Spezialfirmen geknüpft. Deutschland, einig Missgunstland, produziert selbst übrigens kaum Filmrequisiten und –utensilien. Oder weiß es nicht recht unters Cineastenvolk zu streuen. Man ist hierzulande jedenfalls von einer professionellen Unterstützung der wahren Fans – und um nichts anderes handelt es sich – noch meilenweit entfernt.

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Um selbst den kleinsten Verdacht im Keim zu ersticken, es könnte sich bei seinen Schätzchen um irgendwelche Replikas, Kopien oder Anlehnungen handeln, dokumentiert Herr K. akribisch jedes Teil samt dazugehörigem Schriftverkehr. Ehrensache! Die allermeisten Dinge besitzen aussagekräftige Papiere, Begleitschreiben oder Echtheitszertifikate und werden von ihm möglichst stil(ger)echt in Szene gesetzt. Dabei orientiert sich unser Horrorspezi auch an Planet Hollywood, der cineastischen Restaurantkette, und bemüht sich um eine erstklassige Präsentation der Hollywood-Devotionalien. In unmittelbarer Nähe jedes größeren Exponats wird ein passendes Filmszenenbild in einem rahmenlosen Bildhalter befestigt, ein lasergraviertes Metallschild liefert Basisinformationen. Kleinere Exponate landen – je nach Gewichtung und Sammlerwert – entweder in einer eigenen Vitrine samt maßgeschneiderter Plexiglashalterung oder erstrahlen im würdigen Bilderrahmen samt farblich abgestimmtem 3-D-Passepartout, wobei der Text die jeweilige Typografie des Films übernimmt. Besser geht’s nicht! 

Der kalte Kollege – frisch überholt und herrlich untot
Zum (noch) besseren Verständnis verlassen wir nun die Stätte des angenehmen Grauens und unternehmen eine kurze Autofahrt. Denn die Sammler-Ambitionen von Herrn K. reichen natürlich auch bis in sein Büro hinein. Dort fallen neben Schreibtisch und Aktenschrank weitere spannende Horror-Kabinettstückchen ins Auge. Etwa der per mechanischer Fernbedienung bewegliche Oberkörper eines der Zwillinge aus Terminator 2 – man erinnere sich an den kopfdurchdringenden „Metallfinger“ des Cyborgs. Das SFX-Modell kam erst kürzlich vom Service zurück und wirkt mit gestraffter Silikonhaut und wachen Glasaugen wieder dermaßen echt, das der Autor dieser Zeilen in dessen Gegenwart keine Minute zum Arbeiten käme. Herr K. hingegen fühlt sich offensichtlich wohl, schwenkt hinüber zu Brad Pitts Pistole aus „Der Mexikaner“. Diese ist – wie immer beim „normalen“ Hollywood-Dreh – kein schweres Schießeisen, sondern ein täuschend echt wirkendes Modell aus Gummi, das den teuren Waffenkoordinator am Set erspart.

Fast schon waffenscheinpflichtig ist hingegen das erstaunlich massive Agententelefon von Owen Wilson aus „I Spy“ (mit Eddy Murphy), samt Haken und Zugmechanik und Pipapo. Gleich nebenan hängt das blutige Streifen-T-Shirt von „Russian“ Kevin Nash (aus „The Punisher“), in einem weiteren 3-D-Rahmen kann man sich von der Anfassqualität eines Freddy-Krueger-Pullovers überzeugen, oder besser: von dem, was sein Darsteller Robert Englund noch davon übrig ließ. Das Originaltextil bestand, dramaturgisch korrekt, praktisch nur noch aus Fetzen, war aber selbst mit viel gutem Sammlerwillen nicht mehr ausstellungsfähig. Kurzerhand gibt es nun 75 kleine Stoffquadrate für Horror-Rookies und Requisiten-Einsteiger; aber auch engagierte Heimcineasten schmücken damit gern Foyer, Flur oder Filmsaal. 

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Gegen Ende meines Besuchs serviert mir Herr K. noch eine überraschende Portion Romantik in Form eines Porzellantellers aus der Film-„Titanic“. Das überlebende 1.-Klasse-Geschirrteil machte nach Beendigung der Dreharbeiten eine steile zweite Karriere: als Hauptdarsteller eines unwiderstehlichen Heiratsantrags unter Titanic-Fans. Teller und Ehe, so ist zu erfahren, sollen sich bisher als unsinkbar erwiesen haben … Abschließend bringen mich Vin Diesels „Riddick“-Rucksack samt Messer flugs wieder auf den Pfad der Gruseltugend zurück.
Gegen Ende meines Besuchs serviert mir Herr K. noch eine überraschende Portion Romantik in Form eines Porzellantellers aus der Film-„Titanic“. Das überlebende 1.-Klasse-Geschirrteil machte nach Beendigung der Dreharbeiten eine steile zweite Karriere: als Hauptdarsteller eines unwiderstehlichen Heiratsantrags unter Titanic-Fans. Teller und Ehe, so ist zu erfahren, sollen sich bisher als unsinkbar erwiesen haben … Abschließend bringen mich Vin Diesels „Riddick“-Rucksack samt Messer flugs wieder auf den Pfad der Gruseltugend zurück.


 Nach Hause geht’s gegen Mitternacht über gut ausgebaute Straßen, im hellen Dunkel einer sternklaren Dreiviertelmondnacht. Vorsichtshalber verriegle ich die Türen, man weiß ja nie. Und ein paar Minuten später lenke ich nur um Haaresbreite an einer dunkel bekleideten Anhalterin vorbei, die urplötzlich auf der Abbiegespur der Bundesstraße erscheint – Vollgas, mein Junge, gib einfach Vollgas! Sie sind wieder unterwegs! Dabei ist heute weder Freitag der 13., noch ist das hier die Elm Street …

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