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20 September 2017

Handschrift ist Hirnschrift – und eine Form der Liebe: Das AdA-Treffen 2017 in Konstanz

Posted in Veranstaltung "Zauber der Handschrift III", Brandes Autograph News

von Marion Aschenbrenner (Bilder: Aschenbrenner, Belz, Brandes)

Das Mitgliedertreffen vom 16./17. Juni 2017 stand ganz in Sinne der Handschrift und bedeutender Männer. So konnten neben „Kommunarde“ Rainer Langhans, der durchaus polarisierte, auch zwei große Berühmtheiten für das AdA-Treffen in Konstanz gewonnen werden: Professor Richard R. Ernst, Chemie-Nobelpreisträger aus der Schweiz und Wegbereiter für die Kernspin-Tomographie, und Rekord-Kosmonaut Gennadi Padalka mit 878 Tagen Aufenthalt im Weltall.
Geplant war das Treffen im Bürgersaal in Konstanz. Leider machte die Stadt unserem Organisator Markus Brandes einen Strich durch die Rechnung – aber im Hotel Graf Zeppelin konnte kurzerhand der Frühstückssaal zum ebenbürtigen Ersatzort eingerichtet werden. In historischer Kulisse wurden die Mitgliederversammlung, die Tauschbörse und die Vorträge abgehalten. Markus Brandes zeigte im hinteren Teil des Saales, angesichts der räumlichen Gegebenheiten leider etwas versteckt, eine großartige Sammlung von Original-Schriftstücken unter anderem von Königin Victoria I. und natürlich des berühmtesten Sohnes der Stadt Konstanz, Ferdinand Graf von Zeppelin. Wir hoffen, diese und weitere Stücke in einem anderen Rahmen nochmals ausführlicher gezeigt zu bekommen.

In seinem Jahresbericht schilderte der 1. Vorsitzende Erhard Belz unter anderem die Aktivitäten des Vereins. So wird die AdA am 26. August einen „Filmsammlermarkt“ im Frankfurter Filmmuseum ausrichten und mit einem Infostand auf der Berliner Filmbörse vertreten sein.


Edgar Beer prüfte die Kasse und im Anschluss wurde Kassenwart Jörg Klarholz und dem gesamten Vorstand einstimmig Entlastung gewährt. Zum zweiten Kassenprüfer wurde Ron Dabitz gewählt.

Das langjährige Mitglied Stephen Koschal, Händler und Autograph Authenticator aus Colorado Springs, berichtete über die Autographenlandschaft in den USA und die Fragwürdigkeit vieler dort agierender Händler: So seien von über 1.000 gerade einmal ca. 40 Autographenhändler als seriös und „reliable“ einzustufen. Zudem plädierte er dafür, den Autographensammler künftig zweisprachig herauszugeben, um mehr internationale Sammler anzusprechen.

Als Expertenmeinung hielt die Dipl. Schriftpsychologin und Graphologin Marguerite Spycher einen Fachvortrag zu den Facetten der Persönlichkeit von Handschriften anhand einer aktuellen Untersuchung einer Widmung und Signatur von Pablo Picasso. Sie erläuterte detailliert die Herangehensweise eines Graphologen und ihre Untersuchung. Am Beispiel von Lord Nelsons Handschrift zeigte sie, dass „Handschrift gleich Hirnschrift“ ist und sich selbst durch den Wechsel von der rechten auf die linke Hand charakteristische Merkmale nicht ändern und immer erkennbar bleiben, auch bedingt durch das Alter oder veränderte Lebensbedingungen.

Im Anschluss fand die Podiumsdiskussion mit den Ehrengästen Prof. Richard Ernst, Gennadi Padalka und Rainer Langhans statt. Es wurde über ihre Forschung, Arbeit und persönlichen Erfahrungen gesprochen – und natürlich auch über ihre Fans und das Sammeln von Autogrammen. Für Professor Ernst war dies immer etwas lästig, nichtsdesto-trotz gab der 83-jährige unbeirrt jedem Autogrammwunsch nach und signierte geduldig und dabei äußerst charmant jedes Foto. Auf die Frage nach seinem ersten Autogramm und dem generellen Sammeln antwortete Althippie Rainer Langhans, dass eine Unterschrift auch schon „ein Ausdruck von Liebe“ sei und er dem deshalb immer gerne nachkomme.

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Podiumsdisskussion mit Nobelpreisträger, Kosmonaut und Kommunarde

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Richard Ernst mit seiner Nobelpreis-Urkunde

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Rainer Langhans und Markus Brandes

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Gennadi Padalka und Markus Brandes

Gennadi Padalka, der Mann der die meiste Zeit im Weltall und sogar auf Arbeitseinsätzen außerhalb der Raumstationen MIR und ISS verbracht hat, berichtete über das Leben in der Schwerelosigkeit und was er im All am meisten vermisste (neben den Jahreszeiten, dem Wind und der Gravitation war dies unter anderem Käse!). Die Publikumsfrage, ob er seine Frau je „um Erlaubnis“ gefragt hätte, verneinte er lachend. Hätte er sie gefragt, wäre er niemals geflogen, also habe er das tunlichst vermieden. Durch seine Arbeit habe sich auch seine Sichtweise auf die Erde und die Zukunft verändert – und dass wir alles dafür tun müssen, sie zu bewahren. Vor allem sei hier das friedvolle Miteinander und die länderübergreifende Kooperation, wie auf der ISS, erwähnens- und schützenswert.


Auf die Frage, was sie uns als Fazit mitgeben möchten, stimmte Professor Ernst dem Kosmonauten zu, auch wenn er mit einem Augenzwinkern sagte, dass man bei unserer Welt ansetzen müsse, um sie für die Kinder und Enkelkinder zu erhalten, statt sich auf neue Welten zu konzentrieren. Rainer Langhans führte aus, dass man sich mehr denn je von der materialistischen Welt lösen müsse, um sein Glück zu finden und das Internet mit seiner Virtualität dazu schon ein erster Schritt sei. Einig waren sich alle drei, vor allem Frieden und „nie wieder Krieg“ die zentralen Themen für alle Nationen und nachfolgenden Generationen seien.

Die drei Gäste standen bei der anschließenden Autogrammstunde jedem Besucher und Sammler gerne Rede und Antwort. Rainer Langhans musste die Versammlung leider schon wieder zeitig für die Rückreise verlassen. Gennadi Padalka und Professor Ernst erfüllten geduldig jeden Autogrammwunsch der Anwesenden, bis alle versorgt waren. Vor allem die für eine kleine Unkostenbeteiligung von der AdA bereit gestellten Großfotos der Stargäste fanden bei den Promis wie auch den Sammlern großen Anklang. Ebenso die Original Nobelpreis-Urkunde, die Professor Ernst zum Schluss noch hervorholte und den AdA-Mitgliedern voller Stolz zeigte.

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Dank Markus Brandes beehrte uns Nobelpreisträger Richard Ernst

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"Tschiibii" Grossenbacher in seinem Element im Rock und Pop Museum mit Gennadi Padalka

Als Neu-Mitglied war ich sehr beeindruckt von der AdA-Versammlung und den hochkarätigen Gästen. Vor allem, dass die Ehrengäste auch an dem organisierten Abendessen teilnahmen, war ein Erlebnis. Bereits am Freitag leistete Gennadi Padalka den Mitgliedern im ersten Rock- und Pop-Museum der Schweiz (http://rockpopmuseum.ch/) Gesellschaft. In toller Kulisse machten wir mit Roland „Tschiibii“ Grossenbacher eine Reise durch die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts, die auch den Gast aus Moskau und seine Dolmetscherin beeindruckte. Nach einem kleinen „Apéro“ (Imbiss mit Getränken) und vielen Anekdoten stand Gennadi Padalka für ein paar Erinnerungsfotos zur Verfügung. Eine Berühmtheit persönlich kennen zu lernen, mit vielen privaten Erzählungen und Eindrücken machen so ein Treffen zu einem unvergesslichen Erlebnis. Wie am Samstag, als uns Professor Richard Ernst, trotz seines fortgeschrittenen Alters, mit seiner Frau und Neffen zum Essen begleitete und für anregende Gespräche sorgte. Mit dem absoluten Highlight für Ralf Hahn, der von Nobelpreisträger Ernst am Ende das „Du“ angeboten bekam.


Ein herzliches Dankeschön geht an alle Verantwortlichen, vor allen an Erhard Belz, Markus Brandes, Florian Noller und Ralf Hahn für die hervorragende Organisation.

mit Richard Ernst im Brigantinus