08 Juni 2011

Aufbewahrung von Autographen + Restaurierung

Written by Marita Kuhn, Posted in Autographen-Ratgeber

Papier sammeln und bewahren

Der Autographensammler bringt hauptsächlich Papier-Dokumente in seine Obhut. Papier dient uns Europäern seit dem 13. Jahrhundert als Informationsträger, insgesamt aber wird seit über 2000 Jahren Papier hergestellt. .

Gesammelte Papier-Dokumente also stammen aus verschiedenen Jahrhunderten und Jahrzehnten und bestehen aus sehr verschiedenen Materialien.
Die Chemie der Papiere ist bis zu einer Zeit um 1840 relativ einfach, nach dieser Zeit wird sie vielfältig und seit der Zeit nach den beiden Weltkriegen höchst kompliziert.

Ursprünglich haben wir aus hochwertigen  Pflanzenfasern Papier hergestellt, das sind Flachs und Hanf, später auch Baumwolle und Jutefasern. Seit dem Zeitalter der Industrialisierung suchte man nach preiswerteren Faserstoffen und entdeckte das Nadelholz als idealen Lieferanten. Seitdem sind es noch die Wert – und Dokumentenpapiere, die aus den sogenannten Hadern hergestellt werden.
Hinzu kommen in der Neuzeit Kunstfasern und Kunstharze als Leimstoffe, außerdem eine große Vielfalt an Zuschlagstoffen, die Papieroberflächen veredeln.

Ähnlich verhält es sich auch mit der Vielfalt der  Schreibflüssigkeiten und Druckfarben, deren Chemie bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein recht einfach war.

Wir kennen seit der Frühzeit pigmentierte Tuschen und Tinten, die erst in Verbindung mit dem Luftsauerstoff farbig werden. Die Tusche „klebt“ an der Papieroberfläche, die  Eisengallus-Tinte bindet nicht nur an die Papierfaser an, sie kann sich sogar durchfressen, wie wir wohl alle wissen.
Druckfarben bestehen seit jeher aus natürlichen Pigmenten und Leinöl als Bindemittel.
In der Neuzeit sind Druckfarben längst mit Kunstharzen gebunden, die Pigmente sind synthetisch hergestellt.
Sobald es sich um farbige Schreibflüssigkeiten oder Druckbilder handelt, haben wir es mit lichtempfindlichen Systemen zu tun, denn sie alle verblassen am  Licht.

Eine besonders sensible Materialgruppe stellen die „echten“ Fotografien dar, der eigentlich Träger ist zwar Papier, aber das Bild ist in der Beschichtung entstanden, deren Chemie sehr sensibel auf Feuchtigkeit und Alkalinität reagieren kann. Zudem sind Fotografien sehr lichtempfindlich, wenn sie farbig sind, aber auch historische Abzüge auf Albuminpapier sind extrem lichtempfindlich.

Was der Sammler selbst tun kann

Dokumente erfahren im Laufe ihres Daseins mechanische Schädigungen, sie werden gefaltet, geknickt, sie reißen ein, werden durchlöchert. Die Materialien unterliegen zudem Alterungsprozessen, holzhaltiges Papier vergilbt, verbräunt und wird brüchig. Hochwertige Papiere können durch den Kontakt zu holzhaltigen Materialien „infiziert“ werden und verbräunen ebenfalls, bekommen sogenannte Lichtränder usw.
Auch durch unsere Nutzung, d.h. Anfassen insbesondere von Fotomaterial können Schäden entstehen, denn Stoffe, die wir darauf hinterlassen werden mit der Zeit farbig.
Der Sammler kann dafür Sorge tragen, dass nicht nur Fotos mit Handschuhen angefasst werden und dass sie von Speisen und Getränken ferngehalten werden.
Fotomaterialien sollten in Kontakt zu chemisch neutralen Materialien aufbewahrt werden, keinesfalls in gepufferten Kartons oder Papieren.
Grundsätzlich sollten Dokumente unter Abschluss von UV-Licht und Staub aufbewahrt werden, im Idealfall auch kühl (ca. 18°C) und dunkel.
Da aber die Dokumente meist nicht im Dunkel verschwinden sollen, sondern gerahmt und dem Licht ausgesetzt werden, sollte eine Verglasung mit UV-filterndem Bilderglas selbstverständlich sein.
Das Dokument sollte so gerahmt sein, dass es keinen Kontakt zur Scheibe hat, entweder mit Passepartout oder Abstandhaltern. Auch sollte die Befestigung auf einer säurefreien Rückwandpappe mit chemisch neutralen Klebemitteln selbstverständlich sein. Von nassklebenden Papierstreifen und Selbstklebestreifen sollte abgesehen werden, weil die Nassklebestreifen spannungsreich trocknen und Selbstklebestreifen im Grunde nicht reversibel sind. Wir alle kennen die Probleme, die Tesa-Streifen mit sich bringen – sie verfärben sich am Licht, die Weichmacher wandern in das Dokument, verbräunen und setzen sich fest. Auch für kleine Sicherungen von Einrissen gilt dieses – am besten eignen sich gerissene Japanpapierstreifen, die mit Weizenstärkekleister oder Methylzellulose aufgebracht werden. Es sind auch lösemittellösliche Zellulosearten erhältlich, die schnell trocknen, ohne Verwellungen zu verursachen.
Tesafilm und auch  sogenannte archivfähige  Papierklebebänder  sollten umgehend entfernt und gar nicht erst aufgebracht werden.
Metallteile wie Heft- und Büroklammern sollten unbedingt entfernt bzw. ausgetauscht werden.
Knicke und Falzbrüche sollten nicht mit dem Bügeleisen geglättet werden, da es schonender ist, dieses mit Feuchtigkeit zu bewirken.

Weitergehende Schäden wie Fleckenbildung, Übersäuerung des Papiers, Tintenfraß  etc. sollte sich der Papierrestaurator ansehen und entscheiden, was zu tun ist

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Marita Kuhn

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